travel. Pamplona / 24. – 25.7.2019

Pamplona. Lasst es euch mal auf der Zunge zergehen, wenn ihr es aussprecht. Pam-plo-na. Zugegeben, als ich die Stadt auf der Karte gefunden hatte, denn sie lag direkt gegenüber von Lourdes, also schräg gegenüber um genau zu sein, wusste ich rein gar nichts über diesen Ort. Aber nach ein paar Recherchen im Internet war mir auch sofort klar, warum dies so ist. So ist es doch die Hochburg des spanischen Stierkampfes! Und damit habe ich als Vegetarierin schließlich noch weniger am Hut als mit totem Fleisch. Es ist doch schlichtweg Tierquälerei. Nun gut, trotzdem Pam-plo-na (die Stadt mit dem seltsamen Namen und noch seltsameren Hobby) und zwar weil auch sie architektonisch überaus interessant und historisch ist. Ausserdem lag sie nun wirklich auf dem Weg.

Ja der Weg. Also, da ich mich auf dem Weg nach Lourdes ja so furchtbar einsam auf der Autobahn gefühlt hatte und mir andauernd Leons apokalyptische Filme in den Sinn gekommen waren, wollte ich die Zivilisation auf keinen Fall ein zweites Mal verlassen und habe mich für die Route mitten durch die Pyrenäen entschieden. Auch auf Grund der Temperaturen. Denn es war auf der Landstraße mitten hindurch 6-8 Grad kühler (also nur 30 – 32 Grad) als auf der Autobahn mit all ihrem Beton. Ich bin und werde wohl immer ein Öko bleiben, wie mein älterer Sohn Nya mich gerne mal bezeichnet. Das tut er allerdings vor allem auf Grund meiner Kochkünste. Aber lassen wir das lieber. Die Fahrt durch die Pyrenäen war eine Erholung für die Seele und von viel natürlicher Schönheit geprägt. Geschwungene Straßen, grüne Hügel und die mächtigen Berge immer im Hintergrund. Berge üben auf mich eine unglaubliche Faszination aus, deswegen bin ich auch aus Gründen, die ich bis heute nicht verstehe in den Norden Deutschlands gezogen. Sie sind majestätisch, ihre Geschichte ist ihnen anzusehen und sie scheinen unbezwingbar. Die Hetzerei, der man sich irgendwann auf der Autobahn hingibt, da sie endlos erscheint, fällt auf solchen Strecken einfach von einem ab und ich habe die Fahrt wirklich sehr genossen. Irgendwann haben wir am Wegesrand angehalten, es uns unter einem Baum gemütlich gemacht und unsere restlichen Nudeln vom Vortag kalt gegessen. Auf so einer Fahrt, die zugegebenermaßen auch immer ein wenig ins Ungewisse führt, lernt man genügsam zu sein. Es war wunderschön diese Ruhe zu spüren, die uns umgab.

Es war die schönste Strecke, die wir während dieses Urlaubs zurückgelegt hatten. Ich empfehle jetzt nicht, sich die Pyrenäen als Urlaubsziel zu wählen, denn es ist noch ein ziemlich urtümlicher Ort und nicht vom Massentourismus überlaufen. Wer gerne wandern geht, ist dort aber richtig.

Wir jedoch kamen dann alsbald an einen Tunnel, welcher nach Spanien führte. Und, was für ein Schock kann ich nur sagen, als wir aus dem Tunnel herausfuhren. Ich meine, ihr müsst euch das mal vorstellen: Wir sind aus einer grünen Oase hineingefahren und in einem Nirvana aus roter Erde herausgekommen. Es hatte so gar nichts mit dem französischen Teil der Pyrenäen zu tun. Ich kam mir vor wie ein Neugeborenes, das nach dem Schock der Geburt lieber wieder dahin möchte, wo es hergekommen ist. Da auf der Autobahn einfach zu drehen aber nicht so angebracht war und wir ja schließlich zum Ziel die Stadt mit dem seltsamen Namen und noch seltsameren Hobby hatten, bin halt dann doch weitergefahren. Nicht ohne Leon unaufhörlich bei seinem Film (Ghostbusters) zu stören und auf die unglaubliche Hässlichkeit der Umgebung hinzuweisen. Denn es war wirklich karg, von Industrie verbaut und hatte keinerlei Struktur. Das irritiert mich immer am meisten. Denn entgegen der Annahme, Künstlerseelen finden Unordnung toll, kann ich nur sagen, dass ich schon so genug „Unordnung“ in Form von genialen Ideen im Kopf habe, dass ich sie ausserhalb nicht brauche. Da brauche ich Struktur, Ordnung und Bestand. Aber wir fanden schnell heraus, das spanische Städte eine, sagen wir mal recht eigenwillige Architektur haben. Damit meine ich nicht den historischen Stadtkern. Dieser ist immer von einmaliger Kunst, viel Schönheit und Stadtgeschichte geprägt, mit einheitlichem Baustil und unglaublich viel Charme versprühend. Vor allem bei den Städten im Norden Spaniens fällt auf, dass scheinbar wirr um den alten Stadtkern herum gebaut wurde. Schnell, kostengünstig und pragmatisch. Und eben nicht von einmaliger Schönheit. Ob es in Spanien überhaupt Architekten gibt? Ich bin ein großer Fan von Antonio Gaudí und daher war ich über diese seltsame schmucklose Bauweise doch etwas schockiert.

Vorbei ging es also durch diese öde und karge Landschaft, bis sich uns die Kornkammer Europas erschloss. Sie musste es einfach sein. Ich habe noch nie so große Felder gesehen. Noch nie so viele auf einmal. Und noch nie so viele, dass man selbst am Horizont nichts anderes als riesige Felder erblicken konnte. Es war wahrlich beeindruckend. Auch den Gedanken daran, wieviele Bauern wohl diese ganzen Felder mit wieviel Maschinen abernten würden? Und wie man sich da zeitlich wohl organisieren musste? Genügend Zeit darüber nachzudenken hatte ich allemal, denn wir fuhren zweieinhalb Stunden durch Navarra, wie diese Provinz genannt wurde, bis wir zu ihrer Hauptstadt Pam-plo-na kamen. Wir befanden uns aus unerklärlichen Gründen übrigens immer noch auf dem Jakobsweg. Oh, diese armen Wanderer habe ich nicht beneidet auf unserem Weg in Navarras Hauptstadt.

Ankunft in Pam-plo-na

Die Ankunft in Pam-plo-na war etwas verzwickt, da mein Handy-Navi mich partout nicht in die richtige Straße lotsen wollte und ich mich also ständig verfuhr. Also habe ich irgendwann entnervt vor einem Tennisclub (also mitten in der Stadt, wie üblich) gehalten und unsere Gastgeberin Ainhoa angerufen. Leider wurde die Konversation, wenn man es denn als solche bezeichnen möchte, ziemlich schnell Opfer von: Tja, keine Ahnung, ich hab sie halt nicht verstanden und sie mich nicht, da ich kein Spanisch spreche. Noch etwas was wir lernen mussten: Ausser an der Costa Brava sprechen Spanier nur Spanisch. Glücklicherweise hatte ich den Geistesblitz den Tennisclub zu erwähnen. Ein universelles Wort! Und sie sagte: I come. Ok, das konnte ich verstehen. Wir warteten und nicht mal nach 3 Minuten war sie da. Ich hab sie erst gar nicht erkannt, denn das ist ja immer so eine Sache mit den Profilbildern bei Airbnb. Auf jeden Fall war sie über die Maßen schmal. Ich machte ihr begreiflich, dass sie ins Auto steigen sollte, um mich dann zu lotsen. Ich wollte auf der Hinterbank noch Platz schaffen, aber kurioserweise war das gar nicht nötig, so schmal war sie. Angekommen vor ihrem Haus, welches wirklich nur um die Ecke war und ich mich schon fragte warum mein Navi das nun nicht gewusst hatte, fanden wir natürlich keinen Parkplatz. Aber Ainhoa hat einfach den Schlüssel für die Tiefgarage geholt und ihr Mofa so zur Seite gestellt, dass wir zusätzlich auf ihrem Platz stehen konnten.
Um sich zu verstehen und zu erkennen wer man ist, braucht es eben nicht immer einer ausführlichen Kommunikation. Sie war sehr herzlich und wir haben uns auch hier sehr wohl gefühlt. Nachdem sie uns alles gezeigt und „erklärt“ hatte, haben wir sie allerdings bis zu unserer Abfahrt nicht mehr wieder gesehen.🤔

Zeit für uns Pam-plo-na zu erobern. Ainhoa hatte mir so einen Plan gegeben und „erklärt“ (mit dem Google Translater – Google wird sich jetzt freuen über die Erwähnung) wie wir laufen sollten, um in den Stadtkern und zur Stierkampfarena (zumindest mal gesehen haben) zu kommen. Ich glaube aus diesem Grund bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, mein Handy als Navi zu nutzen. Bis mich dann ein freundlicher, spanischer, tätowierter Familienvater gefragt hat, ob ich denn kein Handy hätte („Mobile?“) mit dem ich navigieren könne. Ok, ich habe mich also ertappt gesehen in alten Verhaltensweisen. Was haben wir es nur gut in unserer heutigen Zeit… Wir haben uns Pam-plo-na dann erlaufen, viel gesehen und der Rückweg war auf einmal viel kürzer als gedacht.

Was mich in Pamplona beeindruckt hat, war die Vielzahl an Menschen, die sich auch nach 21Uhr noch auf den Straßen und Plätzen tummelten. Überall wurde gelacht, geredet, gefeiert und gute Laune versprüht. Es war wie ein Bad in der Sonne, die schon langsam dabei war unterzugehen. Es kommt nicht immer darauf an in einer Stadt die Sehenswürdigkeiten abzulaufen, die es eventuell zu sehen gibt. Traut euch andere Erinnerungen mitzunehmen, wie Atmosphäre, Flair, Licht und der Eindruck des Lebens, das in einer Stadt herrscht. Das sind die Gründe, aus denen ich diesen Tripp mit meinem Sohn Leon gemacht habe und das ist es was ich am meisten in Erinnerung habe. So auch in Pamplona. Ich erinnere mich noch, wie wir am Museo de Navarra standen und den Sonnenuntergang gesehen haben. So schön, dass man ihn unmöglich mit der Handkamera einfangen konnte. Wir waren beide ganz zufrieden. Das Museo de Navarra hatte allerdings schon zu.

Am nächsten Tag ging es weiter nach León.