travel.Lissabon / 27.7 – 30.7.2019

Lissabon. Nun ging es also endlich in die Stadt, die auf mich seit Jahren eine große Faszination ausübt. Sie schien immer unerreichbar. Weit weg, an dem einen Ende von Europa. Aber man kann doch fliegen, werdet ihr jetzt denken oder vor euch her murmeln. Sicher kann man das, aber ich nicht. Ich habe nämlich schon vor einiger Zeit beschlossen, es nicht mehr zu tun. Warum? Ja, da haben wir es wieder, es spricht die Öko-Seele aus mir und ist davon überzeugt, dass sie es unserem Planeten zu Liebe nicht mehr machen möchte. Echt jetzt?! Was soll das denn bringen? Ja, ich gebe zu, den aktuellen Entwicklungen nach und der Einstellung von 80% der Weltbevölkerung, ehrlich gesagt, wahrscheinlich nicht viel. Leider. Aber dazu lest ihr vielleicht an anderer Stelle mehr, denn jetzt geht es erst einmal um die Faszination Lissabon! ☺️

Es ist schon komisch, wie eine Landschaft sich verändern kann, sobald man über eine Grenze fährt. Denn je näher wir Portugal kamen, desto grüner wurde das Land. Vielleicht haben Sie hier einfach mehr Bäume gepflanzt? Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, wieder durch eine weniger monotone Landschaft zu fahren. Jetzt muß ich allerdings noch kurz erwähnen, dass ich ganz und gar ungewollt, die Maut-Zeche geprellt habe! Denn ich hab’s mal wieder nicht mitbekommen, als wir über die Grenze fuhren. 🤔 Keine Ahnung warum das passiert ist, aber ich möchte betonen: Es war keine Absicht! Dennoch war es lustig, denn irgendwann ist mir natürlich aufgefallen, dass alle paar Kilometer die Autobahn von Metallgerüsten überbaut war. Dann kam ein Hinweisschild: ausländische Autos raus fahren. Aha, dort musste man also ein Ticket kaufen. Ein netter, rundlicher, junger Mann fragte mich, nach meiner Kreditkarte. Da ich diese nicht besitze, nahm ich eben einfach meine Maestro. Die funktionierte nicht. Das macht nichts, sagte der nette, rundliche, junge Mann und meinte ich könne ein paar Kilometer weiter auch noch ein Ticket anderweitig kaufen. Tja, was soll ich sagen: Ich hab’s nicht gefunden. Dabei geht es auf Autobahnen bekanntlich nur gerade aus. Ich hab auch irgendwann aufgehört darüber nachzudenken und mich nur noch auf Lissabon gefreut…

Ankommen in Lissabon
Das Dumme mit Handy Navis ist ja leider, dass sie manchmal nicht so schnell die Route anzeigen wie man fährt. Und nein, ich bin nicht zu schnell gefahren!😅Ich habe mich also erst einmal VERfahren. Fatal in einer Großstadt und mit vielen zusätzlichen Kilometern verbunden. Meistens bin ich erst dann zufrieden, wenn ich mich wieder auf dem richtigen Weg befinde. Immer weiter ging es dann in das Herz von Lissabon. Vorbei an der Uferpromenade, der Einkaufsmeile und King Jose I. hinauf in den Bezirk Encarnaçao, im Herzen von Lissabon. Ein pulsierendes Viertel, mit einer unmöglichen Straßenführung und vielen steilen Hügeln, die einen überraschen können und man besser gut sein Auto kennt.

Unser Gastgeber Pedro, ein Künstler und Lebenskünstler wohnte in einem dieser alten Häuser aus dem 17.Jh. im 5.Stock (ohne Aufzug logischerweise). Wir gingen also die schöne alte und große Holztreppe hinauf. Überall hingen Bilder im Treppenhaus, so dass es sich gar nicht so anfühlte, als ob es eins wäre, sondern einfach nur zusätzlicher Wohnraum. So, wie bei meinen Großeltern früher. (Dort war die alte Holztreppe sogar noch mit Teppichboden versehen und knatschte trotzdem ganz fürchterlich, aber auch irgendwie beruhigend.)

Wir haben uns auf Anhieb wohl gefühlt bei Pedro, der ein sehr angenehmer Mensch ist und mit dem ich mich die Tage, die wir in Lissabon verbracht haben, jeden Morgen (also gegen 11Uhr😅) in der Küche traf. Wir haben dann gemütlich gefrühstückt und über alles mögliche geplaudert. Meistens kam dann zwischendurch sein Sohn Melchior kurz in die Küche, um sich Müsli zu holen. Etwas später dann hörten wir die schlürfenden Schritte (als sei es 6Uhr morgens und nicht schon Mittag) von Mei Tei, der Japanerin, die sich ebenfalls bei Pedro eingemietet hatte, aber leider nur sehr wenig Englisch sprach.

Pedro
Pedro ist einer dieser Menschen, mit denen man über Gott und die Welt plaudern kann und den Eindruck hat, man würde sich schon ewig kennen. Was er genau macht, habe ich während meines Aufenthalts nicht herausgefunden. Aber das ist auch unwichtig. Menschen nach ihrer Aktivität zu beurteilen, ist definitiv der falsche Weg, um sich ein Urteil zu bilden. Dafür sollte man schon miteinander reden und erst dann erkennt man einen Menschen anhand seiner inneren Werte. Durch meine Gespräche mit Pedro habe ich viele Inseider-Tipps bekommen, die wir natürlich auch genutzt haben.
Das wir in einem Künstlerhaushalt gelandet sind, war unschwer zu erkennen. Überall hingen Bilder, alles war herrlich zusammengewürfelt und farblich kreativ gestaltet. Ein Ort, an dem ich mich sofort wohl gefühlt habe und vor allem hat uns Pedro durch seine Art auch gezeigt, dass wir willkommen sind. Etwas, was ich besonders angenehm finde, wenn man auf die Art und Weise reist, wie wir es in diesem Sommer taten. Denn wir hatten es mit vielen unterschiedlichen Gastgebern zu tun. Am schönsten waren dabei immer die Aufenthalte bei Menschen, die genau wie ich ein echtes Interesse am Austausch haben. Bei Pedro konnte ich dann sogar endlich meine Wäsche waschen! Das war mal dringend notwendig und eine wirklich sehr nette Geste!

Lissabon
Azulejo heißt die Kachelkunst, die von den Mauren erst nach Spanien, dann im 14.Jh. nach Portugal kam. „Polierte Steine“ findet man in Lissabon an vielen Fassaden. So oft bin ich einfach nur durch die Straßen geschweift und habe mich treiben lassen von meiner Neugier. Immer auf Entdeckungsreise nach neuen Blickwinkeln. Und davon gibt es unzählige! Dafür habe ich sicherlich so manchen touristischen Höhepunkt verpasst. Jedoch habe ich so viele schöne Erinnerungen an meine Streifzüge durch diese Stadt, die ich dagegen um keinen Preis würde eintauschen wollen. Wir waren mittendrin gelandet und schon im Trubel der Stadt, sobald wir nur einen Fuß vor die Tür setzten. Kleine Läden mit Kachelkunst überall und wunderschöne Gebäude mit eben diesen schönen Kacheln an den Fassaden. Leider waren auch sehr viele Touristen unterwegs, aber das bleibt eben in einer Großstadt nicht aus.

Das ein oder andere Bauwerk habe auch ich natürlich doch besichtigt: den „Elevador Santa Justa“ zum Beispiel. Dieses eindrucksvolle eiserne Bauwerk, welches in Lissabon die Unter- mit der Oberstadt verbindet, wurde von Gustav Eiffel geplant und gebaut, noch bevor es den Eiffelturm gab. Allerdings sind wir auf Anraten Pedros nicht damit gefahren. Es hätte sich auch tatsächlich nicht gelohnt, denn man ist auf den Stufen schneller und günstiger unterwegs.

Ein weiterer Tipp von Pedro war der Besuch der „Igreja de São Domingos“. Diese von außen so unscheinbare Kirche, hat eine berauschende und gleichzeitig tief beeindruckende Atmosphäre. Ihr Ursprung liegt im Mittelalter, was man an den Dimensionen des Bauwerks deutlich spürt. Durch einen Brand wurde sie 1959 schwer beschädigt. Noch heute sieht man die Spuren davon, was dieses Bauwerk nur noch interessanter macht. Man möchte fast meinen es erzählt seine Geschichte durch die Jahrhunderte hindurch. Innen fühlt man sich klein, unscheinbar und verletzlich. Die Dimensionen der Säulen und Gewölbe sind atemberaubend und verschlagen einem durch ihre Schlichtheit die Sprache. Einen Besuch kann ich nur empfehlen, denn es erdet einen und erinnert an das, was wirklich wichtig ist im Leben.

Das Meer
Ein Versprechen, das ich Leon gegeben hatte war, wann immer es möglich ist, an den Strand zu gehen. Und das haben wir natürlich auch getan. Nach meinen Streifzügen durch die Stadt, sind wir mit der Bahn nach „Cascais“ gefahren und haben den Strand erkundet und genossen. Das Wasser war zwar so klar und kalt, dass einem sämtliche Extremitäten abgefroren sind😄, aber das hat uns logischerweise nicht davon abgehalten ausgiebig zu baden! Vor allem kamen mir die 27° Lufttemperatur vor wie 35°, nachdem ich aus dem eiskalten Wasser gekommen bin!
Sehr idyllisch auch die großen Tank- und Kreuzfahrtschiffe, die man in der Ferne beobachten konnte.

Hängen geblieben ist mir jedoch vor allem die Vielfalt der Menschen. Nirgendwo sonst, habe ich so viele Menschen unterschiedlichster Hautfarben zusammen gesehen. Es war bunt und einzigartig. Fröhlich und entspannt. So sollte es überall auf dieser Welt sein.

Ein kleiner Wehmutstropfen
Ja, alles in und an Lissabon hat mir gefallen. Es war der perfekte Aufenthalt, mit einem nicht ganz so perfekten Ende.

Ich wäre gerne noch länger geblieben. Aber wir hatten unsere nächste Nacht schon für Sevilla gebucht und so hieß es am 30.7. dann auschecken.
Ich bin früh aufgestanden, um einen Letzten Streifzug zu unternehmen, Frühstück zu besorgen und nach dem Auto zu sehen. Ich hatte nach langem Suchen glücklicherweise einen Parkplatz quasi um die Ecke gefunden und jeden Tag nach dem Auto geschaut. Und natürlich einen neuen Parkschein hinein gelegt. An diesem Tag bog ich um die Ecke und habe sofort gesehen, dass etwas nicht in Ordnung war: Scherben! Nicht von leeren Flaschen oder sonstigem. Nein, eines meiner Autofenster war eingeschlagen und natürlich waren auch Sachen gestohlen worden: 2 Sonnenbrillen, die übrigen Schuhe (Sneaker, die wir quasi nie gebraucht hatten, da es immer heiß war)… Glücklicherweise waren alle Kuscheltiere noch da und die Autopapiere, Ladekabel etc. Das kaputte Fenster war allerdings ein Problem.

Zurück bei Pedro, hat er mir geholfen herauszufinden, ob ich das Problem mit dem Fenster schnell lösen könnte. Konnte ich nicht. „Leider“ war das kleinere der beiden Seitenfenster kaputt, welches eine Besonderheit der Marke Kia ist und auch nur durch Kia ersetzt werden kann.
Der lange Morgen des Telefonierens hat letztendlich folgendes Resultat ergeben:

– den nächsten Stopp in Sevilla habe ich aus Sicherheitsgründen abgesagt (das kleine Fenster hatte ich mittlerweile mittels einer Ecke von einem Duschvorhang und reichlich breiten Tesafilm repariert). Ein kaputtes, halbwegs geflicktes Fenster machte sich dennoch nicht so gut in einer Großstadt wie Sevilla, die laut Pedro viel gefährlicher war als Lissabon. 😉

– wir fuhren gleich weiter zu unseren Stopp nach Albacete (den Ort hatte Leon auf der Landkarte ausgesucht), wo es einen Kia Händler gab. Nach vielen endlosen Telefonaten und dem fast unmöglichen Versuch bei diesem Kia Händler eine Person zu finden, die Englisch sprach, konnte ich mittels meiner phänomenalen Überredungskünste und ohne Zweifel unmöglichen Argumenten doch noch erreichen, dass die Reparatur meines Autos nicht erst in zwei Wochen, sondern in zwei Tagen gemacht werden sollte.😅

Auf nach Albacete also! Eine Fahrt durch das spanische Nirgendwo!😂 (Ja, heute kann ich darüber lachen. Zwischendurch war ich den Tränen nahe und ziemlich verzweifelt.)
Mehr erfahrt ihr jedoch in meinen Bericht über Albacete!