travel. León / 25. – 27.7.2019
Es ist unausweichlich nach León zu fahren, wenn man einen Sohn hat der Leon heisst. Das war auch Leon selbst sofort klar, als er auf der Landkarte (die ich extra bei unserem örtlichen Buchhandel bestellen musste) die Stadt León entdeckte. Also ab nach León. Wieder stundenlang durch die Weite von Spaniens Kornfeldern. Leon schaute wieder einen Film auf dem Tablet (Ghostbusters). Wieso können Kinder eigentlich 10-15 Mal hintereinander den gleichen Film schauen. Also, er hat ein wenig komisch geschaut, als ich dann anfing jede Szene mitzusprechen, schließlich hatte ich den Film ja genauso oft gehört.😅
Nach ca. 2 Stunden veränderte sich langsam die Landschaft. Es tauchten echte Bäume auf. Und Sträucher. Und sogar so etwas wie kleine grüne Städtchen. Wir waren wohl auf der Zielgeraden. Hasta luego Navarra! Hola Kastilien! Denn León liegt in der Provinz Kastilien und León und ist die Hauptstadt der Provinz León. Sie war sogar die Hauptstadt des Königreiches León, wie Wikipedia zu berichten weiß, und ist ein wichtiger Vorläufer des spanischen Staates. Die Gründung der Stadt geht auf das Jahr 68 n.Chr. zurück und sie gelangte im frühen Mittelalter zu Wohlstand durch Viehhandel und viele Händler und Kunsthandwerker ließen sich nieder. Ausserdem war sie eine wichtige Station auf dem Jakobsweg. Es ist unglaublich, ich Ungläubige befinde mich tatsächlich immer noch auf dem Jakobsweg!😉 Das war so wirklich nicht geplant. Aber nun genug von Leóns Geschichte, die kann schließlich jeder selbst im Internet nachlesen.
Dieses Mal hat mich mein Navi nicht im Stich gelassen und wir haben planmäßig unsere Unterkunft erreicht. Leider war unsere Gastgeberin nicht planmäßig anwesend. Somit schrieb ich ihr über Airbnb und sagte Bescheid, dass wir da sind. Wir warteten also. Zufrieden mit uns und unserer planmäßigen Ankunft. Auf einmal hielt ein Auto und eine ältere Frau stieg aus. Wer war das denn nun? Ich fragte: „Yolanda?“ (eigentlich unmöglich, denn dann wäre sie innerhalb von Minuten um Jahre gealtert, nach dem Profilfoto von Airbnb zu urteilen.) Sie sagte: …total viel! Aber ich habe kein Wort verstanden. nur „Madre Yolanda!“ Ok, sie war also die Mutter. Folglich war Yolanda selbst nicht da. Ok, wir folgten Yolandas Madre ins Haus, über die Treppe in den ersten Stock und bis zur Wohnung. Dabei redete sie unentwegt. Hielt abwechselnd den einen oder den anderen Schlüssel hoch und erklärte was das Zeug hielt. Tja, ihr ahnt es: Ich habe kein Wort verstanden. Sie ignorierte einfach mehrfach meinen Einwand, dass ich kein Spanisch spreche und redete noch mehr. Wenigsten ersparte sie mir die Blamage es immer lauter, deutlicher und langsamer zu wiederholen, denn mit den Ohren hatte ich ja nichts. Das Einzige, was ich verstand, war also für welches Schloß welcher Schlüssel war. Der Rest bleibt mir bis heute ein Rätsel. Noch etwas sollte ich erwähnen: ich bin ein sehr freundlicher Mensch und lächele andere Menschen, vor allem die, mit denen ich zu tun habe, gerne an. Diese Frau jedoch, muß irgendwann in ihrem langen Leben vergessen haben wie das geht. Denn egal wie auch immer ich versuchte sie dazu zu bewegen, wenigsten eine kleine Regung auf ihrem Gesicht zu zeigen, es funktionierte nicht.
In der Wohnung angekommen erklärte Yolandas Madre dann wir dürften das Bad benutzen und den für uns vorgesehenen Raum, was seltsam war, denn offensichtlich war keiner da. In der Küche miaute eine Katze und das Wohnzimmer war ein zu allen Türen hin offener Bereich, der mit dem Flur verschwamm. Wie sollten wir es denn dann nicht mitbenutzen? Im Dreisprung nach nebenan ins Bad hüpfen oder vielleicht schleichen? Und aus welchem Grund, wenn sowieso keiner da war? Ich stellte Yolandas Madre also auf die Probe und sagte: „Kaffee?“ Denn für mich ist das Wichtigste am Morgen Kaffee. Ohne ihn kann und will ich nicht in den Tag starten. Das ist was Rituelles. Den habe ich auch immer dabei gehabt und brauchte nur heisses Wasser dafür. An ihrem Gesichtsausdruck und dem schüttelnden Kopf sah ich jedoch meine Hoffnung schwinden. Sie holte mich ans Wohnzimmerfenster (in der Küche miaute immer noch die Katze). Unten vor dem Fenster befand sich ein Straßencafé. Da habe ich ihr freundlich aber bestimmt gesagt, ich möchte jetzt mit Yolanda sprechen und werde sie anrufen. Sie hat sich glaube ich aufgeregt, also innerlich. Denn äusserlich ging das ja aus irgendeinem Grund nicht.
Letztendlich habe ich mir nicht nur Kaffe kochen können, sondern wir konnten auch in der Küche frühstücken und die Katze war ein schmusebedürftiger 4 Monate alter Kater Namens Niko, der zu unserem ständigen Begleiter wurde, sobald wir da waren. Auch die Terrasse war traumhaft. Und Yolanda ist ein sehr netter Mensch, ja herzlich sogar. Unglaublich, bei der Mutter.
Nachdem das also geklärt war, bezogen wir unser Heim, welches wirklich wunderschön war (vor allem im Vergleich zu dem Boot in La Rochelle war es Luxus!). Zudem war es in die wunderschöne Altstadt von León ein Katzensprung. Es ist eine geschichtsträchtige Stadt, was man in jeder der kleinen Gassen der Altstadt spüren kann. Wir sind dort ausgiebig umhergestreift und haben es genossen, viele Kleinigkeiten zu entdecken.
Die Kathedrale ist die zweitgrößte Europas und ihr Bau begann 1205. Fertiggestellt wurde sie allerdings erst im 19.Jh. Es lohnt sich die ganze Geschichte vor Ort zu erfahren und dabei die mächtigen Säulen und außergewöhnlich schönen Glasfenster zu betrachten. Die Arbeiten an der Kathedrale wurden erschwert durch den Standort, denn unter ihr befand sich ein altes römisches Badehaus. Zwischenzeitlich standen die Arbeiten lange still, da die Rundbögen mehrfach einzustürzen drohten. Auch die Finanzierung stand in Frage. Die Fenster wurden lange Zeit sogar völlig ausgelagert und so lange aufbewahrt, bis die Statik auch wirklich sicher war. Dafür ist die heutige Schönheit der Kathedrale von León sehr beeindruckend, genauso wie ihre Größe. Natürlich ist sie durch mehrere Epochen hindurch gebaut worden, was man an den Steinmetzarbeiten und dem Inventar sieht. Ein absolut spannendes Bauwerk, aus architektonischer Sicht.
Ein weiteres Highlight ist die Casa de Botines (1892), ein frühes Bauwerk von Antonio Gaudí, welches heute ein Gaudí Museum beheimatet. Gebaut wurde es allerdings als Wohn- und Geschäftshaus.
Bleibt noch das lustige Intermezzo unserer ersten Nacht zu erwähnen, denn es gab ein Feuerwerk. Ein Feuerwerk? Mitten in der Nacht? Warum? Es war doch Donnerstag. Ja diese und viele weitere Fragen gingen mir so durch den Kopf als ich im nunmehr Halbschlaf dieses Pumpum…pum, pumpumpumpum hörte. Dann wurde es kurz weniger und ich dachte, ok scheint ja vorbei zu sein. Dann ging es wieder los. Ich schaute auf die Uhr: ungefähr Mitternacht. Was feiern die hier bloß? Seltsam. So ging das noch eine ganze Zeit: Pumpum… pum, pumpumpumpum! War das Nerv tötend! Wieso denken die sich nicht wenigstens was originelles aus, dachte ich. Dann hörte ich Leon fragen: „Mama, wieso ist hier ein Feuerwerk?“ Ich: „Keine Ahnung. Ich schaue jetzt mal ob ich was sehe.“ Niko war sofort begeistert dabei. Auf der Terrasse kein Feuerwerk zu sehen. Komisch, ich konnte es doch hören. Es regnete. Wieder stärker. Das Pumpum wurde lauter und da erkannte ich es. Der Balkon über uns hatte einen kleinen Abfluss direkt über der Markise, welche vor unserem Fenster war und die Yolanda nicht hatte einfahren wollen. In immer gleichen Abständen fielen die Tropfen auf die Markise: Pumpum …pum, pumpumpumpum! Das war unser Feuerwerk!😂 Fenster zu. Hinlegen. Decke über den Kopf und weiterschlafen.😉
Die nächste Station unserer Reise war Lissabon! Und darauf freute ich mich, seit wir losgefahren waren.