travel. Albacete / 30.7. – 2.8.2019
Wieso hatte ich noch mal darauf verzichtet von Lissabon nach Sevilla zu fahren und bin stattdessen direkt nach Albacete gefahren? Ach ja, richtig. Mein Auto war in Lissabon aufgebrochen worden und Sevilla mit einem kaputten Fenster zu gefährlich… Das sagte ich mir immer wieder in gewissen Zeitabständen vor. Wie ein Mantra. Anders wäre die Strecke durch das postapokalyptische Nirgendwo Spaniens nicht zu ertragen gewesen.
Diese Strecke war nicht nur lang, sondern endlos. Wieder zurück in Spanien, war die Landschaft karg und teilweise sah alles so unbewohnt und unbewohnbar aus, dass ich mich fragte, wo in aller Welt diese Autos herkamen, die uns im Affenzahn überholten. Und das auf einer Straße, bei der ich Angst hatte mehr als 70 km/h zu fahren, damit meine Stoßdämpfer nicht zu sehr leiden. Das ging nicht nur 3-4 Std. so, sondern 7 von insgesamt 8 Stunden Fahrtzeit. Ich konnte nichts anderes denken, als dass dies die schlechteste Idee des gesamten Roadtripps war, …ausgenommen das Boot in La Rochelle🤔 vielleicht, mitten durch Spanien zu fahren. Ich musste mal wieder 4 von 8 Stunden Ghostbusters und mindestens 2 Stunden „deine Mutter-Witze“ über mich ergehen lassen.😅 Eine mehr als vergnügliche Fahrt also.🙄 Es war die längste, anstrengendste, holprigste, beängstigendste, surrealste und gleichzeitig abgedrehteste Fahrt, die ich diesen Sommer (und alle Sommer davor) je gemacht hatte. Jedes Mal wenn wir durch eine „Ortschaft“ kamen fragte ich mich: „Wieso leben Menschen dort? Können sie dort überhaupt leben? Wovon leben sie? Wieso sind die Häuser alle unfertig? Kann man hier überhaupt etwas zu essen kaufen? Oh! Eine Tankstelle!“
Auf diesen Bildern sind zwar Leitplanken zu sehen, aber die meiste Zeit gab es keine.
Wann kommen wir an?
Man findet über Airbnb in der ganzen Welt die unterschiedlichsten Unterkünfte. Und wenn man, so wie wir, alle Unterkünfte über Airbnb bucht, hat man spätestens nach der Buchung Kontakt mit seinen Gastgebern. Sei es, um die genaue Adresse zu erfahren oder wie die Schlüsselübergabe erfolgen soll oder wann man ankommt. Da es eine integrierte Übersetzungsfunktion gibt, läuft diese Kommunikation eigentlich auch immer relativ problemlos ab. Oftmals sprechen die Gastgeber auch Englisch, was es einfacher macht. Das spannende an der Kommunikation mit Mercedes via Airbnb war allerdings, dass sie eben kein Englisch sprach und die Übersetzungsfunktion offensichtlich so ihre Tücken hat. Ich hatte mit Mercedes ausgemacht, dass wir einen Tag früher als geplant kommen konnten und wollte sie eigentlich nur über unsere Ankunftszeit informieren:
Ich (um ca. 14Uhr): Wir kommen um ca. 20Uhr an.
Mercedes: Wie, ihr braucht 20 Stunden? Aber dann kommst Du doch erst morgen an und brauchst keine zusätzliche Nacht!?
Ich (verwirrt): Doch, wir kommen heute um acht Uhr an!
Mercedes: Ah, also doch erst morgen früh?
Ich (verzweifelt): Nein! Heute um 20 Uhr! Abends.
Mercedes: Von wo kommt ihr denn, wenn ihr 20 Stunden fahrt?
Ich (verwirrt & verzweifelt): Von Lissabon. Und wir kommen um acht Uhr Abends an!
Mercedes: Ja ok. Kein Problem! Melde Dich, wenn Du in Albacete bist und dann Lots ich Dich zum Haus.
Das Telefonat mit Mercedes war dann noch spannender und total unergiebig, da wir geredet haben ohne auch nur ein Wort zu verstehen.😅 Dass wir es dennoch geschafft haben anzukommen, ist wohl dann doch der halbwegs funktionierenden Übersetzungsfunktion zuzuschreiben. Übrigens sind wir dann auch vor Ort irgendwann dazu übergegangen uns gegenüber zu stehen und via Airbnb zu schreiben😂
Mercedes und ihre Familie
Albacete! Endlich! (Albacete selbst findet hier übrigens keine Erwähnung, da es nichts gibt, was ich hier hätte erwähnen können.) Wir wohnten außerhalb der Stadt, in einem gut eingezäunten Grundstück. In diesem Fall eine willkommene Verschnaufpause. Es war ein großes Haus, mit einem schönen Pool und kleinen Garten. Die Hitze des Tages hat man in so einer Umgebung kaum gespürt.
Wir waren in einer echten spanischen Großfamilie gelandet. Neben Mercedes und ihrem Mann waren noch Maria (hochschwanger), der Mann von Maria und ihr kleiner 2 jähriger Sohn und Carmen (die andere Tochter von Mercedes) da. Am nächsten Tag kam dann noch die Schwester von Mercedes mit ihrer ebenfalls hochschwangeren Tochter, deren Sohn und ihrem Sohn vorbei. Es war sehr gesellig, oder hätte es zumindest sein können, wenn nicht alle nur Spanisch gesprochen hätten. Niemand, wirklich niemand außer Carmen, die Englisch konnte, sprach etwas anderes als Spanisch. Damit hatte ich nicht gerechnet und es fühlte sich komisch an, da ich sehr gerne Menschen kennenlerne und viel kommuniziere. Ich sah mich meiner Lieblingsbeschäftigung beraubt.
Dafür hatten Leon und ich allerdings viel Spaß im Pool, den wir nach Herzenslust benutzen durften. Was wir auch taten, es sei denn, eines der Familienmitglieder hatte beschlossen nackt oder Oben-ohne zu baden. Denn das war so gar nicht nach Leons Geschmack😂
Es war ziemlich kunterbunt, geprägt von einer völlig durcheinander geratenen Kommunikation und echter Erholung. Denn es gab nichts zu besichtigen oder zu machen, als sich auf die faule Haut zu legen. Lesen, Netflix schauen, die Sonne genießen, in den Pool springen… einfach herrlich!
Was ich aus meinen Aufenthalten in Spanien allerdings gelernt habe ist, dass es kaum Spanier gibt (außer vielleicht in den touristischen Hochburgen am Mittelmeer), die etwas anderes als Spanisch sprechen. Spanien selbst hat mich eher enttäuscht. Die Landschaft ist eher karg, die Städte komplett verbaut. Auf mich hat das alles sehr unwirtlich gewirkt und ich denke nicht, dass ich noch einmal quer durch Spanien fahren möchte. Und wenn doch, dann möchte ich einen anderen Film als Ghostbusters hören!😄
Das Auto wurde auch repariert und da sich sonst nichts spannendes zugetragen hat, halte ich mich hier kurz.
Carmen
Ach ja, das möchte ich noch erwähnen. Carmen sprach so gutes Englisch, da sie ein paar Jahre auf Malta gelebt hatte. (Jede Familie muß so ihre Ausreißer haben 😉. In meiner, bin ich das.)
Carmen kümmert sich um Jugendliche und ist aber auch eine tolle Musikerin mit einer außergewöhnlichen Stimme. Sie hat mir ihre erste CD geschenkt, die ich gerne zwischendurch höre. Auch auf Spanisch und ein wenig melancholisch.
Von den ruhigen Tagen in Albacete ging es weiter nach Barcelona, wo mein Schicksal auf mich wartete. Was ich natürlich nicht wusste!😄